Höhlenmalerei


Informationen zur Höhlenmalerei


Lage und Zugang der Höhlen

Höhlenmalereien gab es schon in Höhlen der Jüngeren Altsteinzeit (80 000 - 10 000 v. Chr.) des Aurignacien (60 000 - 40 000 v. Chr.)und des Magdalenien (40 000 - 10 000 v. Chr). Nicht wie heute, wo Bilder öffentlich an gut zugänglichen Orten ausgestellt werden, sind sie regelrecht im Berg versteckt. Nur durch Zufall fand man die Höhlen und meist nicht durch ihren ursprünglichen Eingang sondern es wurde durch einen Erdrutsch oder ähnliches ein neuer Eingang freigelegt. Die Bilder wurden an heiligen bzw. kultigen Stellen angebracht, die meist von sich aus schon ehrfurchtgebietend sind.

Verborgene Kunstwerke?

Tief im Berginnern verborgen, schwer zugänglich und ohne Rücksicht auf den Betrachter. Der Weg zu den Malereien war für unsere Vorfahren alleine schon eine große Mutprobe. Lange Strecken mußten durch enge Gänge, feuchte Spalten und manchmal sogar durch unterirdische Wasseransammlungen zurückgelegt werden. Die Bilder finden sich meist tief im Dunkeln einer Felsenhöhle, oft nur wenige Zentimeter über dem Boden und häufig mehrfach übereinander gemalt.

Warum und wozu?

In der Nähe der Bilder fanden magische Handlungen, z. B. Tänze oder Beschwörungen statt. Sie hatten, so vermutet man, den Sinn, die Jagd durch Zauber bzw. Magie zu beeinflussen, die Fruchtbarkeit des Jagdwildes zu mehren oder den im erlegten Tier beleidigten Tiergeist zu versöhnen. Die Höhlenbilder haben also naturreligiösen Charakter und bilden so die ältesten Zeugnisse einer religiösen Kultur des Menschen, schon in der Steinzeit. Möglicherweise enthalten die Bilder auch schon Ansätze zu mythischen Darstellungen.

Geometrische Zeichen aus der Höhle von Castillo     Punktmuster

Moderne Malerei - schon in der Steinzeit?

Ohne naturalistisch zu sein, sind sie von einer packenden Lebendigkeit, die den Betrachter auch heute noch in Erstaunen versetzt. Bei vielen Funden vermutete man deshalb zunächst eine Fälschung. Die Bilder waren so kunstvoll, dass sie durchaus auch im Louvre hängen könnten und mehr wie moderne Malerei wirken. Sie passen so gar nicht in das Bild von der Evolution des Menschen und seiner kulturellen Entwicklung. Erst mit modernen Verfahren, wie z. B. der Radiokarbonmethode, ließ sich Echtheit und Alter bestimmen. Höhlenmalereien wurden vor allem in Frankreich (Dordogne) und in Spanien (Asturien und Santander) gefunden. Diese Stätten lagen damals am Rande des großen Eises, das sich bis zum Nordpol erstreckte

Die Inspiration

Die Maler der großen Höhlen liesen sich oft von vorhandenen Gesteinsformationen inspirieren. Dabei wurde eine Form, die schon im Fels zu erkennen war, z.B. die eines Tieres, ausgemalt und verfeinert. In Trance visualisierten die Menschen Tiere auf dem Fels. Der Fels wurde so zum Medium, als Mittler zwischen spiritueller und realer Welt regte er die Maler im Schein der Lampen oder Fackeln zu ihren Werken an.

Striche, Punkte und Gitter

Auffallend ist, das man in den Höhlen- und Felszeichnungen der ganzen Welt immer wieder Strich-, Punkt-, oder Gittermuster findet. Unabhängig von der Rasse oder des Kontinents stößt man immer wieder bei Felszeichnungen auf sie. Hielt man zunächst diese Zeichen noch für Anfänge der abstrakten Kunst oder für Signaturen, die die Maler neben ihren Bildern anbrachten, so weiss man heute, dass es sich hierbei um Visionen handelt. Bildmuster, die in bestimmten Phasen von Trancezuständen im Gehirn ausgelöst werden. Mit Hilfe der Computertomographie konnte man feststellen, dass Gittermuster am häufigsten visualisiert werden. Bildmuster, wie man sie auch heute noch in Darstellungen von Buschmännern der Kalahari findet. Trance und Halluzination bilden somit einen Schlüssel zum Verständnis der Höhlenmalereien. Die Zeichen sind Zeugnis dafür, dass schon unsere Vorfahren über unterschiedliche Wirklichkeitsebenen nachgedacht haben.

Strichmuster aus Lascaux      Strichmuster aus Lascaux

Aus der modernen Hirnforschung mit Computertomografie weiss man, dass diese Muster auch bei bestimmten Augen- oder Hirnkrankheiten auftauchen. Auch Menschen mit starken Migräneanfällen berichten über das Auftauchen dieser Muster. Man vermutet, dass das Gehirn, wenn es nur beschränkte Informationen von aussen erhält, eine Art Eigendynamik entwickelt, die diese Bildmuster erscheinen läßt. Das Gehirn selbst produziert also diese Zeichen und darüber hinaus erleben alle Menschen in einem solchen Zustand die gleichen Muster. Trance ist eine universell und essentiell menschliche Erfahrung. Das Eintauchen in diese spirituelle Welt verband die Urmenschen mit ihren Vorfahren. Sie schöpften Kraft für die Jagd und für den Moment der Erlegung des Tieres. Sie erhielten so auch Einsicht in die Psyche des Menschen, die Grundlage zur Heilung von Krankheiten, wie sie die Schamanen praktizierten.


Blombos Höhle, 77000 Jahre v. Chr.      Höhlenlöwe

Quellen:
"Wie aus Affen Menschen wurden" Dokumentation von Arte, SWR und NDR, 2000
"Bildwörterbuch der Kunst" - Lützeler-Verlag 1989 Bonn



Weiterführende Informationen finden Sie unter den Höhlenlinks.

www.opus-x.de/malerei